Anläßich
der Einweihung der "Flachsstube"
im September 2013 hielt der Vorsitzendes
des Heimat- und Kulturvereins einen ausführlichen
Vortrag über die Entstehung des Ortsnamens:
"Werte
Festgäste!
Wie kommt der Hargarter Ortsrat in Verbindung
zu den Vereinen und unter Beteiligung
der Bevölkerung dazu, diesem Gemeinschaftsraum
den Namen „ Flachsstube“ zu
geben?
Bevor Sie hier eingetreten sind, haben
Sie gewiss draußen die Flachspflanzen
mit Samenkapseln wahrgenommen. Diese Flachspflanzen
standen vorige Woche noch auf dem Wiesenblumenfeld
des Nabu’s der Gemeinde Beckingen
in Erbringen.
Wenn Sie diese Flachsfasern anschaün,
fällt Ihnen die Ähnlichkeit
mit unseren Haaren auf. Ja, mit Flachs
und den Flachsfasern hat auch der Name
Hargarten etwas zu tun.
„Har“ lässt sich ableiten
vom althochdeutschen Wort „haro-
harves“= Flachs und dem mittelhochdeutschen
„garte, gart“*= Garten. Norbert
John leitet in seinem Heimatbuch dies
jedoch ab vom mittelhochdeutschen Wort
„gader, gater“**= Zaun. Auch
heute sind unsere Gärten in Unterscheidung
zu einem Feld in der Regel eingezäunt
und befinden sich in unmittelbarer Nähe
zu einem Haus. (vgl. „Hargarten-
Unsere Heimat gestern und heute“
S. 14) Beide Deutungen sind sinnvoll und
stimmig.
Denn Hargarten ist als Siedlung- laut
Hargarter Heimatbuch- voraussichtlich
um 700-800 n.Chr. entstanden als ein dominierender
Hof, auf dem ein mit besonderen Rechten
ausgestatteter Franke wohnte, und umgeben
von kleineren Höfen, deren freie
Bewohner Dienste für den Herrenhof
verrichten mussten. Die gesamte Siedlung
war- in fränkischer Zeit so üblich-
von einem Zaun umgeben. Flachsanbau und
Flachsspinnen und Weiterverarbeiten war
in dieser fränkischen Zeit schon
gut entwickelt und hier in Hargarten wurde
dies auch gewiss praktiziert. Deshalb
nannte man damals dieses umzäunte
Flachsanbaugebiet Hargarten, also Flachsgarten.
Meinem Gespür nach bedurfte es jedoch
damals nicht etwa einem handwerklich hergestellten
Zaun oder Gatter ( aus Weidengeflecht,
Planken oder Pfählen), um dieses
Gebiet einzuzäunen, sondern die natürliche
Lage Hargartens - „ im Loch“-
ergab doch , dass es eingezäunt war;
es war von zwei Seiten von Bergen umgeben
und auf der dritten Seite- der Talöffnung-
durch ein Hofgut geschützt.
Erwähnt sei auch noch, dass vor circa
400 Jahren zur Erinnerung an den Ursprung
und die Deutung Hargartens die damaligen
Einwohner ihre Kapelle der hl. Anna als
Schutzpatronin anvertrauten. Die hl. Anna
wird jedoch als Schutzpatronin der Flachanbaür,
Spinnerinnen, Weberinnen und Klöpplerinnen
verehrt.
Anzumerken sei auch, dass die Erinnerung
an vergangene Zeiten Hargartens durch
das Heimatbuch (1993) der Brüder
Norbert und Roman John, Theodor Wilbois
und Herbert Wirbel aufrecht erhalten wird.
Auch der frühere Ortsrat Hargartens
hat im Dezember 1988 an den Ursprung Hargartens
erinnert, indem er im neugestalteten Ortswappen
auch eine Flachsblüte einfügte.
Es freut den Heimat- und Kulturverein
und mich besonders, dass wir auch heute
die Erinnerung an die Hargarter Geschichte
aufrecht erhalten, indem wir diesem Gemeinschaftsraum
in Hargarten den Namen „Flachsstube“
geben."
Helmut Lubitz
Quellen:
* Köbler Gerhard, Mittelhochdeutsches
Wörterbuch,2.Aufl. 2013; www.mediävum.de
** Hargarten- Unsere Heimat gestern und
heute, 1993
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