Unsere
drei Schreinereien: Ehm, Schuler und Schütz
Das Schreinerhandwerk hatte in Hargarten eine
lange Tradition. Schon bevor sich der Schreinerberuf
als besonderes Handwerk entwickelte, war der
Stellmacher generell für alle Holzarbeiten
zuständig. Wann die Trennung des Schreinerhandwerks
vom Stellmacher erfolgte, kann im engeren Bereich
unserer Heimat nicht mehr festgestellt werden.
Schreinerei Ehm
Der
verbreitete Hausname „Schewich“
kann von der Tätigkeit mit dem Hobel abgeleitet
werden. Mit dem Namen Ehm ist seit hundert Jahren
die
Tätigkeit als Schreiner verbunden. Im Jahre
1878 kam Nikolaus Ehm (geboren 1848) vom
Nachbardorf Rissenthal nach Hargarten. Hier
gründete er als gelernter Schreiner am
8.8.1878 einen Schreinereibetrieb. Er baute
an das bestehende Bauernhaus einen Anbau, wie
auf dem alten Foto zu erkennen ist. Die Maschinen
in der Schreinerei wurden über Riementransmissionen
mit Wasserkraft aus dem linksseitig verlaufenden
Bach (heute verrohrt) betrieben. Alfons Ehm,
der letzte Inhaber der Schreinerei Ehm, ließ
1955 Elektromotoren installieren. Nachdem Nikolaus
Ehm die Altersgrenze erreicht hatte, wurde die
Schreinerei von seinem Sohn Peter weitergeführt,
ohne die Besitzverhältnisse zu ändern.
Nikolaus und seine Frau verstarben 1911-1915.
Peter Ehm machte im Oktober 1909 seinen Misterbrief
und hat dann ausweislich des Gewerberegisters
im Jahre 1931 den Betrieb auf seinen Namen angemeldet.Im
Januar 1935 übergab er den Betrieb
an seinen Sohn Erwin Ehm, der diesen Schreinereibetrieb
im Juli 1938, nach Einberufung zur Wehrmacht,
wieder abmeldete. Erwin Ehm war im Jahre 1940
im Frankreichfeldzug gefallen. Sein Vater Peter
Ehm übernahm dann im Oktober 1940 nochmals
die Schreinerei. Peter Ehm verstarb 1943.
Nachdem Erwin Ehm im Krieg gefallen und sein
Vater Peter Ehm verstorben
war, meldete Alfons Schuler einen eigenständigen
Schreinereibetrieb im Anwesen der Schreinerei
Ehm
an. Alfons Schuler
und Erwin
Ehm hatten bei Peter Ehm das Schreinerhandwerk
erlernt und auch dort
die Meisterprüfung abgelegt. Bei Alfons
Schuler erlernten Hargarter
Jungen wie z.B. Josef Rein, Herbert Naumann
oder Theo Neisius den Beruf des Schreinerhandwerks.
Alfons
Ehm, ein Bruder von Erwin, übernahm im
Mai 1953 von seinem Lehrherrn Alfons Schuler
die Schreinerei, nachdem er die Meisterprüfung
abgelegt hatte.
Die Schreinerei war nun wieder in den Händen
der Familie. Alfons Ehm heiratete 1950 Theresia
Ehlen aus Rimlingen und bewohnte auch mit seiner
Familie das elterliche Wohnhaus seiner Vorfahren.
Ende 1975 wurde das langjährige Handwerksgewerbe
der Familie Ehm abgemeldet.
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Meisterbriefe
von Peter Ehm (1909) |
....und
Alfons Ehm (1953) |
Schreinerei Alfons Schuler
Zum
eigenständigen Schreinereibetrieb Alfons
Schuler, zu seiner Person und den Beschäftigten
in seinem Betrieb, wurde bereits vorstehend
berichtet.
Alfons Schuler erlernte in der Schreinerei Ehm
ab 1929 den Beruf des Schreiners und legte später
auch die Meisterprüfung ab. Im Jahre 1953,
als Alfons Ehm wieder die Schreinerei Ehm übernahm,
baute Alfons Schuler die ehemalige Scheune und
den Pferderstall neben seinem Elternhaus (Schulerhaus
– Hargarter Str. 75) in eine neue Werkstatt
um. Die
Werkstatt wurde auch mit neuen, für die
seinerzeit modernen Maschinen eingerichtet.
Hinter dem Anwesen gehörte auch ein Schuppen
zur Schreinerei, in der größere Maschinen
untergebracht waren.
Die Kundschaft der Schreinerei Schuler kam wie
bei der Schreinerei Ehm aus Hargarten oder den
Nachbardörfern. Zu erwähnen sei ,
dass in der Schreinerei Schuler, als vorletzte
Schreinerei im Haustadter Tal, noch Särge
hergestellt wurden. Das für die Schreinerarbeiten
benötigte Holz bezog man von der Fa. Riewer
aus Völklingen-Geislautern.
Alfons Schuler wohnte mit seiner Ehefrau Katharina
geb. Weber und seinen beiden Töchtern in
dem auch zum Wohnhaus umgebauten landwirtschaftlichen
Anwesen.
Nachdem Alfons Schuler im November 1968 nach
schwerer Krankheit verstarb, wurde der Schreinereibetrieb
abgemeldet.
Schreinerei Alois Schütz
Die Schreinerei Schütz war die „jüngste“
Schreinerei in Hargarten. Alois Schütz,
ein gebürtiger Rimlinger,
eröffnete als Schreinermeister im Juli
1962 einen Schreinereibetrieb.
Hierzu wurden Scheune und Stall im elterlichen
Anwesen seiner Ehefrau Alwine geb. Schmitt,
zu einer Werkstatt umgebaut. Im
Jahre 1972 baute er im hinteren Bereich des
Hausgrundstücks eine neue Werkstatt. Vier
Gesellen arbeiteten in seinem Betrieb. Er legte
im Jahre 1957 bei der Handwerkskammer in Trier
seine Meisterprüfung ab. Seine Kundschaft
kam, wie Zeitzeugen erzählen, überwiegend
aus Rimlingen, Bachem und dem Haustadter Tal.
Seine „Spezialität“ war, wie
Sohn Helmut berichtet, der Treppenbau. Im Dezember
1977 wurde der Schreinereibetrieb Alois Schütz
abgemeldet. Ab diesem Zeitpunkt gab es in Hargarten
keinen Schreinereibetrieb mehr.
Welche Arbeiten wurden in unseren drei Schreinereien
ausgeführt und was wurde hergestellt ?
Was die Menschen heute in Baumärkten und
Großbetrieben kaufen können, musste
seinerzeit in den Schreinereien hergestellt
werden, so z.B. Fenster, Türen, Treppen,
Fußböden. Zur Herstellung gehörten
auch Möbel, wie Schränke oder Schlafzimmer.
Dächer (Zimmerarbeiten) wurden gebaut.
Zur Weihnachtszeit stellten die Schreiner auch
Holzspielzeuge oder Schlitten her.
Die handwerkliche Leistung unserer drei Schreinereien
wurden von den Kunden sehr geschätzt.
Quellen: Gewerbeunterlagen, Hargarter Heimatbuch,
Zeitzeugen, Familienchronik Dipl.Ing. Erwin
Ehm (Beckingen)
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