Die
Milchlieferungsgenossenschaft Hargarten
Die Gründung einer Milchlieferungsgenossenschaft
im Jahre 1935 erfolgte auf Grund einer behördlichen
Verfügung. Die Genossenschaftsmitglieder
(Hargarter Bauern) waren verpflichtet, die in
ihren landwirtschaftlichen Betrieben produzierte
Milch an die Merziger Milchverwertungsgenossenschaft
(Merziger Molkerei) abzuliefern.
Erst mit der Aufhebung der Zwangsbewirtschaftung
nach dem 2. Weltkrieg konnte eine demokratisch
gebildete Milchlieferungsgenossenschaft in Hargarten
tätig werden.
Milchsammelstelle
In einem Anbau des Anwesens Jakob Reiber in
der Annastraße wurde eine Milchsammelstelle
mit Kühlanlage eingerichtet. Leni Scherer
geb. Reiber (Jahrgang 1926) erzählt, dass
sie als junges Mädchen die Milchsammelstelle
leitete. Auch sei sie beim Kontrollverband tätig
gewesen, d.h. sie nahm Milchproben von den Kühen
in den Ställen der Bauern in Reimsbach,
Kansaserhof und Geisweilerhof. Die Proben wurden
zum Labor der Molkerei in Merzig gebracht. Hier
wurde der Fettgehalt der einzelnen Proben ermittelt,
auf Grund deren die Bauern entsprechend für
die abgelieferte Milch bezahlt wurden. Vor ihr
war Erika Wagner geb. Göttert für
den Kontrollverband tätig. In Hargarten
war für den Kontrollverband eine nicht
ortsansässige Person zuständig.
Nach Leni Reiber (Scherer) übernahm Agnes
Hahn geb. Ehm die Aufgabe als Milchsammelstellen-Leiterin.
Die Sammelstelle wurde im Hause Ehm eingerichtet.
Neue Milchsammelstelle
In
den Jahren 1950/51 wurde unterhalb der früheren
Gaststätte Puhl (heute Abstellplatz des
Autohauses Langenfeld) eine neue Milchsammelstelle
durch die Molkereigenossenschaft gebaut.
Therese Hoff, Marianne Marck geb. Klinkner und
später Klara Gehl und Erna Selzer wurden
dann durch die Genossenschaft mit der Aufgabe
der Leitung der Sammelstelle betraut.
Die Milch musste morgens und abends während
einer bestimmten Uhrzeit von den Bauern abgegeben
werden. Die Ablieferung der Milch bei der Sammelstelle
erfolgte überwiegend durch die Frauen.
Zum Transport der Milch zur Sammelstelle benutzte
man einen „Milchkarren“ (zum Ziehen
oder Drücken), bei kleineren Mengen wurde
die Milchkanne an der Lenkstange eines Fahrrades
aufgehängt. Die Milch wurde in der Sammelstelle
gekühlt und täglich durch die Merziger
Molkerei mit einem Lastkraftwagen abgeholt.
Die Bauern hatten „Milchkarten“
auf denen die Menge der abgelieferten Milch
von der Sammelstellen-Leiterin eingetragen wurde.
Die Bauern bekamen ihre Abrechnung und jeden
Monat das Geld ausgezahlt. Auch konnten die
Bauern Rücklieferungsware wie z.B. Butter,
Käse oder Magermilch erwerben. Die Milchsammelstelle
diente auch als Kommunikationsstätte. Neuigkeiten
aus dem Dorf wurden hier ausgetauscht.
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Ein
Prozession marschiert 1956 an der Milchsammelstelle
vorbei (im Hintergrund rechts) |
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Jubiläumsfeier
25 Jahre Molkerei Merzig mit Vorstandmitglied
Paul Maire aus Hargarten (2.v.r.) |
Mit dem Strukturwandel in der saarländischen
Milchwirtschaft wurde die Milchlieferungsgenossenschaft
Hargarten aufgelöst. Bis zur Auflösung
war Toni Kerber Rechner und Walter Spuller Vorsitzender
der Genossenschaft. Zuvor übte Jakob Göttert
lange Jahre das Amt des Vorsitzenden aus. Im
Jahre 1985 erfolgte der Verkauf der Milchsammelstelle
an die Autoreparaturwerkstätte Sonntag.
Das Gebäude wurde abgerissen und auf der
Fläche ein Abstellplatz für Kraftfahrzeuge
angelegt.
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Die
ehemalige Milchsammelstellenleiterin Magdalena
Scherer (Mitte) sowie Oranna Helfen und
Herbert Dewes vom HKV stellen eine typische
Situation nach: die Milch wurde seinerzeit
per Fahrrad oder Milchkarren zur Sammelstelle
gebracht. |
Quellen: Heimatbuch – Dorf-/
Schulchronik – Zeitzeugen
Fotos: Privat und HKV
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